254
in. Geschichtsbilder.
118. Untergang des
In seinem 26. Lebensjahre war der
letzte Kaiser des Hohenstaufenhauses,
Konrad Iv. in Italien plötzlich vom
Tode dahin gerafft worden, einen erst
zweijährigen Sohn, den durch sein trau-
riges Ende bekannten Konradin, hin-
terlassend. In Deutschland trat nun
jene unheilvolle Zeit ein, welche man
das Interregnum heißt. In Neapel
und Sicilien, den italienischen Erblan-
den der Hohenstaufen von Constanza,
der Gemahlin Heinrichs Vi., hatte
Konradins Oheim Manfred die vor-
mundschaftliche Regierung in die Hand
genommen. Allein ein französischer Prinz,
Karl von Anjou, hatte mit Zustim-
mung des Papstes Clemens Iv. die
Herrschaft an sich gerissen und im Kampfe
gegen den schon in der ersten Schlacht
gefallenen Manfred behauptet. Der
Sieger nahm Besitz von Neapel und
Sicilien und herrschte mit eiserner
Strenge. Es entstand bald ein allge-
meines Mißvergnügen über die Herr-
schaft der Franzosen, und man sehnte
sich nach einem Retter.
Konradin, fast aller Güter und Wür-
den seiner Vorfahren verlustig, lebte
bei seinem Oheim, dem Herzoge Ludwig
von Bayern. An ihn, den sechszehn-
jährigen Jüngling wendeten sich die
Anhänger des Hohenstaufenhauses in
Italien mit der Aufforderung, sein
sicilisches Erbe in Besitz zu nehmen.
Ghibellinische Städte, wie das reiche
Pisa, boten bereitwillig Unterstützung
an Geld und Mannschaft; auch in
Deutschland fanden sich Ritter genug
zur Theilnahme für den Zug nach
Italien. Vergebens warnte mit ahnen-
dem Gemüthe die liebende Mutter, ver-
gebens stellte sie dem Sohne vor, wie
Italien mit all' seinen Reizen und
Schätzen die Hohenstaufen nur zum Ver-
derben an sich gelockt habe: Der kühne
Geist der Ahnen war im Jüngling
lebendig und das Zureden seiner Freunde
vermochte mehr über ihn als das Ab-
rathen der Mutter. Durch Verkauf
und Verpfändung der letzten hohen-
staufischen Erbgüter hatte er das erfor-
Hohenstaufengeschlechtes.
derliche Geld zusammengebracht und
im Herbste 1267 zog er mit etwa 10000
Mann durch das Etschthal nach Verona.
Die italienischen Städte empfingen ihn
wohl ehrenvoll, thaten aber wenig für
seine Sache; der Papst dagegen belegte
ihn mit dem Banne. Trotzdem ward
Konradin selbst in Rom von Senator
Heinrich in Ehren empfangen. Die
Häuser und Gänge waren mit Blumen,
Kränzen und Tapeten geziert und
reich geschmückte Frauen und Jung-
frauen holten ihn ein und führten ihn
auf's Capitol. Zu derselben Zeit hatte
die pisanische Flotte in der Meerenge
von Messina einen vollständigen Sieg
über die provenhalische erfochten; wenn
die Ereignisse auf dem Festlande nur
einigermaßen zu Gunsten Konradins
ausschlugen, so konnte man Sicilien
als gewonnen betrachten. Am 18. August
1268 brach das Heer des Hohenstaufen
von Rom auf und drang nach Apulien
vor. In der Ebene von Tagliacozza
(Scurcola) trafen die beiden Gegner
auf einander. Schon hatten die Deut-
schen die erste Schlachtreihe geworfen
und auch die zweite in die Flucht ge-
schlagen ; man glaubte Karl von Anjou
todt und überließ sich zu früh der
Freude des Sieges. Plötzlich brach der
Feind aus einem Hinterhalt hervor,
warf alle noch auf dem Schlachtfelde
befindlichen Heeresabtheilungen in die
Flucht und zerstreute sie. Konradin
rettete sich auf ein Schiff, wurde aber
durch einen Frangipani, ein Glied des
den Hohenstaufen am meisten Zugethanen
römischen Geschlechtes gefangen genom-
men und an Karl ausgeliefert. Gleiches
Loos traf auch seinen treuen Jugend-
freund Friedrich von Baden.
Auf unparteiischem, leidenschafts-
losem, rechtlichem Wege, so hieß es
jetzt, müsse über das Schicksal der Ge-
fangenen entschieden werden: deshalb
ließ der König Richter und Rechtsge-
lehrte aus mehreren Theilen des Reiches
nach Neapel kommen, welche untersuchen
und das Urtheil sprechen sollten. Jeder
von ihnen, das hoffte er, werde der
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iv Konrad Konradin Heinrichs Heinrichs Konradins Konradins Manfred Karl_von_Anjou Karl Clemens_Iv Manfred Konradin Konradin Ludwig
von_Bayern Ludwig Konradin Konradin Heinrich Heinrich Konradins August Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Karl Karl Friedrich_von_Baden Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Neapel Sicilien Neapel Sicilien Italien Deutschland Italien Italien Verona Rom Messina Sicilien Rom Apulien Neapel
119. Rudolf von Habsburg und Ottokar von Böhmen.
257
reich begütert. Dabei machten ihn seine
geistigen Eigenschaften ganz besonders
zu der wichtigen Würde befähigt: seine
Raschheit im Handeln ward gedämpft
durch die Erfahrung und Besonnenheit
seines vorgerückten Alters — denn bereits
zählte er 56 Jahre — weise im Rath,
fest in der That, tapfer in der Schlacht,
voll Kriegserfahrung durch seine vielen
Fehden in den oberen Landen, schon
als Graf eine Schutzwehr des deutschen
Reiches gegen die Wälschen und die
Uebergriffe ländersüchtigerkirchenfürsten;
trotzdem ein Freund der Geistlichkeit
und ein kräftiger Vertheidiger der Bür-
ger gegen die Raubgier der Ritter, eine
Zierde des Adels, ebenso bieder als
persönlich unpartheiisch und einnehmend
gegen Alle, die ihm nahten, von außer-
ordentlicher Einfachheit und Sparsam-
keit, so daß er auf seinen Fehden den
Rittern nur Schwarzbrod und gewöhn-
lichen Wein gab. Seine kindliche Fröm-
migkeit, von der die Schlacht auf dem
Marchfelde allein viele Beweise liefert,
war eine feste Bürgschaft für die Ein-
tracht des Königs mit Papst und Kirche.
Dieser Eigenschaft verdankte er auch
seine Wahl; denn hauptsächlich lenkte
Werner von Mainz, den er einst aus
Hochachtung für den Diener der Kirche
persönlich über die Alpen nach Italien
geleitet hatte, aus Dankbarkeit die Auf-
merksamkeit der Kurfürsten auf ihn.
Ottokar ward als nicht berechtigt von
der Wahl ausgeschlossen. Rudolf also
einstimmig gewählt, hob, da er gerade
in einer Fehde mit dem Bischof von
Basel begriffen war, das Lager auf,
sobald er die Nachricht von seiner Wahl
empfing und begab sich an den Wahlort.
Gerade so groß, wie vorher die
Sehnsucht nach einem kräftigen König
war, so gewaltig und so allgemein war
jetzt die Freude über die Erfüllung des
Wunsches. Sie prägte sich aus in dem
ehrenvollen, freudigen Empfange der
Gemahlin Rudolfs durch die Reichs-
städte, in den reichen Gaben an Wein
und Getreide, die ihr auf ihrer Krö-
nungsfahrt gespendet wurden. Bei der
Annäherung des kaiserlichen Paares zur
Krönungsstadt Aachen konnte die Land-
straße drei Meilen weit die Menge nicht
Marschall, Lesebuch.
fassen. Fürsten und Herren schloffen sich
zu Tausenden dem Zuge an, und unter
allgemeinem Jubeln der Edeln und des
Volkes zogen sie durch die festlich ge-
schmückten Straßen in die Stadt. Die
Krönung ward feierlich vollzogen (am
24. Okt. 1273), die Huldigung geleistet
und mit Geistesgegenwart ertheilte der
König wegen des mangelnden Scepters
den Ritterschlag mit einem schnell er-
griffenen Crucifix.
Rudolfs erste Aufgabe war es, dem
gesunkenen königlichen Ansehen seinen
Glanz wieder zu geben und sich eine
Macht zu schaffen, die er nicht besaß,
und die das Reich nicht bot. Er mußte
sich also die mächtigsten Fürsten des
Reiches gewinnen, besonders die Kur-
fürsten, da er ja in gewissen Handlungen,
z. B. rücksichtlich des Reichsguts, von
ihnen abhing und da das Glück seiner
Söhne in ihren Händen ruhte. Einige
geistliche Fürsten fesselte er an sich durch
Schenkungen. Durch Vermählung seiner
Tochter Mechthild mit.ludwig von der
Pfalz und seiner Tochter Agnes mit
Albrecht von Sachsen schuf er sich zwei
andere Stützen. Ueberhaupt schien ihn
Gott so reichlich mit Töchtern gesegnet
zu haben, um Freunde zu erhalten,
Feinde zu versöhnen und seinen Thron
fester zu stellen.
Den Bestrebungen Rudolfs, die kai-
serliche Macht wieder zur Geltung zu
bringen, stand ein gefährlicher Feind
entgegen. Ottokar Ii., der gewaltigste
deutsche Reichsfürst seiner Zeit, der sich
„König von Böhmen und Mähren, Herzog
von Oesterreich und Steiermark, und
Herr von Kärnthen, Krain und Mark
Portenau" nannte, versagte der Wahl
seine Zustimmung. Ottokar hatte, wie
Briefe seines geheimen Rathes an Gre-
gor Ix. deutlich verrathen, selbst nach
der Königswürde von Deutschland ge-
strebt. Neben dem Neide quälte ihn
nun auch die Besorgniß, der kräftige
Rudolf könnte ihn für seine Gewalt-
thaten gegen Kirche und Reich strafen
und ihm das gewonnene Reichsgut wieder
abnehmen.
Als nun Rudolf von Ottokar Hul-
digung und Gehorsam verlangte, geber-
dete sich dieser als mächtiger, unabhän-
17
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Basel Rudolfs Aachen Rudolfs Oesterreich Krain Deutschland
264
Iii. Geschichtsbilder.
fürt dessen Gegenkaiser Friedrich die
Thore. Dieser wandte sich nun nach
Bonn, wo der Erzbischof von Köln ihn
krönte, während Ludwig in Aachen vom
Erzbischöfe von Mainz die Krone empfing.
Bei dem Gleichgewichte der Macht
beider Fürsten durste jener den Sieg
hoffen, für den sich der Papst erklärte.
Aber Johann Xxii., damals in Avig-
non residirend, wies die Gesandten beider
Nebenbuhler ab und erklärte, das Reichs-
vikariat gehöre dem Papste allein, so
lange der Kaiserthron erledigt sei. Sohin
war die Entscheidung aus die Spitze des
Schwertes gestellt. Leopold, Friedrichs
kriegerischer Bruder, begann den Kamps,
indem er einen verheerenden Zug gegen
Speier unternahm. Acht Jahre wüthete
in Deutschland ein schrecklicher Parthei-
und Bürgerkrieg, unter dessen Schreck-
nissen namentlich die Rheinlande, Fran-
ken, Schwaben und Bayern seufzten.
Erst im Jahre 1322 boten beide Par-
theien alle Kräfte auf, um einen ent-
scheidenden Schlag zu führen. Auf den
Feldern von Ampfing unweit Mühl-
dorf fielen die eisernen Würfel, —
abermals zu Ungunsten Friedrichs *).
Iii.
Mit dem Siege bei Mühldorf und
der Gefangennahme Friedrichs war der
Streit um die Kaiserwürde keineswegs
beendigt. Noch stand Leopold für seinen
Bruder in Waffen, und immer drohender
gestalteten sich Ludwigs Zerwürfnisse
mit dem päpstlichen Stuhl. Da entschloß
sich Ludwig, seinem Gegner Friedrich,
der bereits über drei Jahre zu Traus-
nitz in der Gefangenschaft schmachtete,
die Hand zu redlicher Versöhnung zu
bieten. Er selbst reitet nach Trausnitz,
tritt vor Friedrich und bietet diesem
Freiheit ohne Lösegeld an; nur die Be-
dingung wurde gesetzt, daß Friedrich allen
Ansprüchen auf die Kaiserwürde entsage
und seinen Bruder zum Niederlegen der
Waffen bewege; vermöge er dieses nicht,
so wolle er sich zur nächsten Sonnenwende
wieder freiwillig als Gefangener stellen.
Aber es gelingt Friedrich nicht, fei-
*) Wir fügen der Geschichte Ludwigs des
Bayers eine Beschreibung dieser Schlacht aus
Aventinus' bayerischer Chronik an.
nen Bruder zur Nachgiebigkeit zu stim-
men; und er kehrt, wiewohl man ihm
vorzuspiegeln gesucht, er brauche sein
Wort nicht zu halten, wieder in die
Gefangenschaft Ludwigs zurück. Solche
Treue erschütterte Ludwig dergestalt,
daß er von Stunde an Friedrich als
seinen innigsten Freund behandelte. Beide
aßen an einem Tische, schliefen in einem
Bette, und als Ludwig nach Branden-
burg eilen wollte, ernannte er Friedrich
zum Verweser von Bayern. Am 5. Sept.
1325 kam zwischen beiden ein Traktat
zu Stande, kraft dessen sie gemeinschaft-
lich dem deutschen Reiche vorstehen woll-
ten; sie sollten gleichen Rang und gleiche
Machtvollkommenheit besitzen, der Eid
der Treue sollte beiden geschworen wer-
den, in eines Jeden Siegel der Name
des Anderen stehen: kurz es ist nichts
vergessen, wodurch die merkwürdige Stel-
lung zweier Herrscher unter sich und
zum Reiche möglich gemacht werden konnte.
Außerdem kam man überein, daß Lud-
wig die Römerfahrt'unternehmen, Herzog
Leopold ihn als Reichsvikar begleiten,
Friedrich aber als König in Deutschland
zurück bleiben sollte. Doch bald hieraus
starb Leopold in der Fülle seiner Man-
nesjahre; und da die deutschen Fürsten
den Vertrag als unstatthaft erklärten,
so kam er nicht zum Vollzüge. Wohl
führte Friedrich den Titel „römischer
König", aber auf die Reichsgeschäfte
hatte er keinen Einfluß.
Doch die Palme des Friedens war
dem edlen Ludwig nicht beschieden, und
das Kaiserdiadem ward ihm zur Dor-
nenkrone. Sein ganzes Leben erscheint
als ein fortwährender Kampf, und die
Tage der Ruhe waren ihm spärlich zu-
gemessen. Am Abende seines Lebens
mußte er selbst noch den Schmerz em-
pfinden, daß jene Parthei, welche ihn
zum Kaiserthron gedrängt hatte, sich
von ihm wandte und in Karl, dem
Sohne des Böhmenkönigs Johann einen
Gegenkaiser aufstellte, 1346. Wieder sah
sich der betagte, vielgeprüfte Kaiser in
die traurige Nothwendigkeit versetzt, zur
Wahrung seiner Würde das Schwert zu
ergreifen. Da rief ihn plötzlich der Tod
aus seinem vielbewegten Leben ab in
! die Wohnungen des ewigen Friedens.
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Extrahierte Ortsnamen: Bonn Aachen Mainz Friedrichs Deutschland Rheinlande Schwaben Friedrichs Friedrichs Bayers Bayern Deutschland
/
325 -------------------
Zeitraum fallen auch die Erfindungen des Thermometers durch den hol- Thermo« ländischen Bauer Cornelius Drebbel (1638), des Barometers durch Ga-"m-'-r, Lust« lilei's Schüler Torricelli (1643), der Luftpumpe (1650) und der Elektrisir-Maschine (1685) durch den Magdeburger Bürgermeister Otto von Guerike. Maschine.
1582 führte Papst Gregor Xiii. auf Anrathen des Dr. Aloys Lilius von Einführung Verona den verbesserten gregorianischen Kalender ein, welcher einen scheinbar un=be5 Aschen"' bedeutenden Irrthum des julianischen wesentlich verbesserte. Die griechische Kirche, Kalenders, welche den julianischen Kalender beibehielt, ist gegenwärtig um zwölf Tage hinter der wirklichen Zeitrechnung zurück und wird 1900 einen weiteren Tag zurückbleiben.
Der gregorianische Kalender wurde 1700 auf Anrathen des berühmten Philosophen Leibnitz auch von den Protestanten, die sich lange dagegen sträubten, angenommen.
Ein Unterschied in der Berechnung des Osterfestes ward 1777 durch Friedrich den Großen ausgeglichen.
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Extrahierte Personennamen: Cornelius_Drebbel Otto Gregor_Xiii Gregor Aloys_Lilius Leibnitz Friedrich Friedrich
174
lande immer arianischen Glaubensbekenntnisses mtd die Erhebung des römischen Bischofs zum alleinigen ) ' Gebieter in Glaubenssachen.
Die ur- ‘i'ie ursprüngliche Verfassung der christlichen Kirche war eine sehr freie. Die sprünglich- Apostel übten keineswegs auf die Angelegenheiten ihrer Gemeinde ein ausschließ-bff Adfil liches Uebergewicht aus; sie wollten nicht Herrn derselben und ihres Glaubens sein. Indern setzten, um die Mitwirkung der Gemeinde für die Leitung der Kirche zu ge-mb roinnen' einen Rath der Aeltesten oder Presbyter ein. Diese erhielten bei den Presbyter. Griechen den Namen Episkopos (Bischof) als Aufseher oder Leiter des Ganzen. Später traten die begabtesten unter den Presbytern an die Spitze des Presbyteriums und beanspruchten sür sich allein den Titel eines Bischofs. Allmählich bildete sich ein eigner geistlicher Stand, und unter den Geistlichen selbst entstand eine Abstufung. Der Sprengel der Stadtbischöfe dehnte sich über die benachbarten Landgemeinden und Landgeistlichen aus, die Bischöfe der Provinzialhauptstädte (Metropoliten) traten an die Spitze der anderen Bi'chöfe. Unter den christlichen Bischöfen ragten die Metropoliten von Rom, Antiochien, Konstantinopel und Jerusalem besonders hervor und erlangten ein überwiegendes Ansehen. Sie wurden auch Patriarchen genannt. Schon im 3. Jahrhundert erkannte der Bischof Cyprian von Karthago, welcher die Nothwendigkeit einer sichtbaren Stellvertretung der christlichen Gesammt-D e Ob aussprach, die Oberhoheit und die oberrichtliche Gewalt des Bischofs von Rom,
höheit des als des Nachfolgers Petri, an. Daß grade der Bischof von Rom zu dieser bevor-S li'r zugteu Stellung erhoben wurde, hatte er dem Umstande zu danken, daß man ihn sür den Nachfolger Petri hielt, und daß Rom, die alte Welt Haupt stadt, auch für die erste Stadt der Christenheit galt. Schon Kaiser Valentinian Iii. erklärte 445 ausdrücklich, es sei jeder Bischof verpflichtet, auf Vorladung des römischen Bischofs vor dessen Richterstuhl zu erscheinen; denn in der Kirche werde nur dann Frieden bleiben, wenn ein Herrscher in kirchlichen Dingen sei. Das zunehmende Ansehen des römischen Bischofs ersieht man am besten daraus, daß er seit Beginn des 5. Jahrhunderts Papa oder Vater genannt wurde. Gregor der Große war es insbesondere, welcher das einmal erlangte Uebergewicht aufrecht zu erhalten wußte, von der Ueberzeugung durchdrungen, daß er als Nachfolger Petri die Sorge für die ganze Kirche von Gott empfangen habe. Zwar waren die Päpste anfangs noch vom oströmischen Kaiser vielfach abhängig, allein mit der Ankunft der Langobarden in Italien (568) schwand diese Abhängigkeit immer mehr. Durch die Annahme des katholischen im Glaubens in Spanien, England, Frankreich und Deutschland war das allgemein Uebergewicht Roms in kirchlichen Dingen entschieden. Wichtigen Antheil hieran tragen anerkannt ^,er heil. Bonifacius und der Frankenkönig Pipin der Kleine,
adus Der heil. Bonifacius hieß eigentlich Winfried und war 680 in der"«postes England geboren. Einer angesehenen Familie entsprossen, war er für veusichen, eine glänzende, weltliche Stellung bestimmt; allein er fühlte einen unwiderstehlichen Beruf zum geistlichen Stande und nahm daher noch im 30. Jahre die priesterliche Weihe. Er begab sich 715 nach Fries land, um die dortigen Heiden zu bekehren, deren König der Ausbreitung des Christenthums sich hartnäckig widersetzte, allein Winfrieds Bemühungen - waren vergeblich. Drei Jahre später ging er nach Rom und erhielt hier vom Papste die Vollmacht, das Evangelium unter den heidnischen Deutschen zu verkündigen. Zuerst unterstützte er in Thüringen und Baiern den greisen Willibrord, Erzbischof von Utrecht, in seinem mühevollen Berufe. Danach taufte er zu Amöneburg unweit Marburg
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189
der kurz vorher Verzeihung erhalten hatte, den Eid der Treue gebrochen und Otto's Freunde in Italien angegriffen. Otto sandle seinen Sohn Ludolf aus, welcher seinen händelsüchtigen Gegner so in die Enge trieb, daß' dieser sich ergeben mußte. Nochmals ward ihm Freiheit und die Krone geschenkt; aber kaum sah sich Bei-engar wieder frei, so griff er abermals zu den Waffen und entledigte sich mit Hilfe seiner Gemahlin Willa des Königssohnes, welchem er Gist beizubringen wußte. Nun erschien Otto selbst, nahm Berengar gefangen und schickte ihn in nach Deutschland, wo er in der Verbannung zu Bamberg sein Leben beschloß. Dtto wird Otto wurde in Mailand zum Könige von Italien und vom Papste«efr5nt 962-962 zum Kaiser gekrönt. Seitdem betrachteten die Deutschen ihre Könige zugleich als Könige von Italien und römische Kaiser; lange Zeit war die dreifache Krönung zu Aachen, Mailand und Rom üblich. Nachdem Otto seinen Sohn mit der griechischen Prinzessin Theophania cito u. vermählt hatte, )velche Äpnlien n. Calabrien als Brautschatz empfangen sollte, kehrte er nachdeutschlaud zurück 972. Nach kurzer Ruhe starb er zumemleben, Prinzessin, gebeugt durch den Tod seines alten, treuen Freundes, des Herzogs Hermauu Billnng von Sachsen, welcher ihm im Kampfe gegen die Slaven und Böhmen wacker alle Zeit beigestanden hatte. Unter Otto war das deutsche Kaiserthum zum größten Ansehen gelangt. Von seinen Zeitgenossen beschrieb W i t t n k i n d , Mönch zu Corvey in Westphalen, seine Thaten, und H r o s w i t h a , eine Nonne zu Gandersheim in Braunschweig, feierte ihn in einem lateinischen Lobgedichte.
Otto H., 973—983, hatte mit unruhigen Großen in Deutschland (Heinrich ßüo rn der Zänker) und Italien, den Dänen und Slaven, mit den Franzosen, welche 973—933, ' Lothringen an sich reißen wollten, und mit den Griechen und Saracenen in Unteritalien zu.kämpfen, welche ihm das Heirathsgnt seiner Frau streitig machten.
Nachdem er in Rom zum Kaiser gekrönt worden war, drang er nach Unteritalien vor, ward aber, nach der Eroberung von Neapel und Tarent bei S quillac e oder roitb b(j Basantello (982)'gefchlagen und entkam selbst nur wie durch ein Wunder den Feinden. Basamello Unter neuen Rüstungen starb er und hinterließ seinem dreijährigen Sohne, 9e^,asen-Otto Iii., 983—1002,,das Reich. Adelheid und Theophania und seine Tante Oüo ^ Mathilde bildeten mit Hilfe der besten Lehrer das „Wunderkind" aus, wel- 983—1002,* ches mit besonderer Liebe für Italien erfüllt wurde. Er ließ seinen Hauptgegner in Rom, Crescentius, mit zwölf andern Großen hinrichten, und eben als er mit dem Gedanken umging, Rom zur Hauptstadt des Reiches zu machen, starb zeig« Vorliebe er, entweder an den Frieseln oder an Gift, welches ihm die Wittwe des Cres- '“r 3taiien-centius beigebracht haben soll. Otto war (1000) zum Grabe des heiligen Adelbert in Gnesen gepilgert, weil er den damals herrschenden Aberglauben von dem bevorstehenden Untergange der Welt getheilt hatte. Von da hatte er sich nach Aachen begeben und sich das Grab Karls des Großen öffnen lassen.
Heinrich Ii. (1002—1024) folgte ihm. Er war ein Sohn Heinrich des £emri<$ Ii Zänkers von Baiern. Auch er wäre beinahe in Italien eines gewaltsamen Todes d-r Heilige,' gestorben. Als er 1004 in Pavia die eiserne Krone erhielt, mußte er bei einem *"02—1024. Aufstand der Bürger durch das Fenster springen. Da er seitdem hinkte, so führt er auch den Beinamen „Hufeholz" oder der Lahme; seine Vorliebe für Kirche und Geistlichkeit verschafften ihm und seiner Gemahlin Kunigunde die Heiligsprechung. Von dem Papste erhielt er bei der Einweihung des Doms zu Bam-
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-— M-------------------
nach Canossa (1077) ihm ihre Dienste angeboten hatten, und hinderte Gregors Abreise nach Augsburg, wo die deutschen Streitigkeiten beigelegt werden sollten. Jetzt wählten die deutschen Fürsten in Forch-heim den Herzog Rudolf von Schwaben zum König und ließen ihn in Mainz krönen. Allein Heinrich ließ durch seine Freunde unter den Fürsten seinen Gegner zum Tode verurtheileu und dessen Herzogthum seinem treuen Friedrich von Hohenstaufen zuerkennen. Der Krieg zwischen Heinrich und Rudolf dauerte 3 Jahre. In der
Heinrich si-qtschlacht bei Groua wurde Rudolf durch die Hand des Gottfried
sein/Gegner,vou Bouillon todtlich verwundet (1080). Jetzt mehrte sich Heinrichs Anhang wieder, welcher nach Rom eilte, imt den Papst abzusetzen. Alles zitterte sür Gregor, nur dieser verlor die Fassung nicht. Gregor zog sich in die Engelsburg zurück und wartete die Hilfe des Normannenherzogs Robert Gniscard ab. Vor diesem zog sich Heinrich zurück. Die unzufriedenen Römer noch mehr als den König fürchtend, flüchtete der Papst nach Salerno, erneuerte den Bannfluch gegeu
Heinrich und starb 1085.
wird aber In Deutschland traten noch zwei Gegenkaiser, Graf Hermann Sohn-"der von Luxemburg und Egbert von Meißen auf, ehe es den Päp-raubt und f*en gelang, Heinrichs Söhne gegen den Vater aufzuwiegeln. Verstirbt n06. ältere Konrad verlor dadurch sein Anrecht auf die Krone, der jüngere Heinrich bekriegte seinen Vater mit Erfolg, täuschte ihn und ließ ihn aus der Burg Beckelheim bei Kreuznach einkerkern. Heinrich entfloh und starb aus Gram über seinen eidbrüchigen Sohn zu Lüttich (1106), fand aber auch im Grabe nicht Ruhe; denn 5 Jahre lang blieb sein Leichnam in nngeweihter Kapelle zu Speyer stehen, bis die Beisetzung in die Kaisergruft gestattet wurde. Sein Sohn Heinrich V. regierte Heinrich V. bis 1125. Er mußte im Wormser Concordate zugestehen, daß die Bischöfe und Aebte von der Geistlichkeit selbst gewählt, die Investitur von einem Bischöfe vollzogen werden, und nur die Belehnung mit weltlichen Besitzungen durch den Kaiser mit dem Scepter geschehen solle. Heinrich V. starb ohne Nachkommen; mit ihm erlosch das fränkische oder salische Kaiserhaus.
§ 63.
Die Reiche der Dänen und Normannen.
Die Kreu,- Die Bewohner der skandinavischen Halbinsel, welche dem germanischen Stamme
U‘ °bnällse angehörten, waren als kühne Krieger und Seefahrer an den Küsten der Nordsee
Normannen. gefürchtet und hatten Deutschland, Frankreich und England oft heimgesucht. Bei
den Franken hießen sie Normannen, bei den Angelsachsen in England Dänen. Aus kleinen Schiffen fuhren sie daher, drangen die Ströme aufwärts und suchten die anliegenden Städte heim. Die Carolingischen Könige hatten ihren Muth und ihre Stärke oft gefühlt, und Karl der Einfältige ihnen die Norm and ie (911) abtreten müssen, nachdem ihnen Arnulf schon früher durch seinen Sieg bei Löwen die Lust benommen hatte (891), Deutschland zu brandschatzen. In Island gründeten sie einen Staat, in welchem sie ihre Religion und ihre Sitten lang-
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Extrahierte Personennamen: Gregors Gregors Rudolf_von_Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich Friedrich_von_Hohenstaufen Friedrich Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf Gottfried Heinrichs Heinrichs Gregor Gregor Gregor Robert_Gniscard Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Hermann_Sohn-"der Egbert_von_Meißen Heinrichs_Söhne Heinrichs Konrad Konrad Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Augsburg Mainz Groua Rom Engelsburg Salerno Deutschland Luxemburg Burg_Beckelheim Speyer Nordsee
Normannen Deutschland Frankreich England England Deutschland Island
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lass^!g-n°b-r Landesbewohner zur äußersten Nothwehr trieb. Allein bald entzweite er sich selbst Europäer in mit Pizarrv und bekriegte denselben mit entschiedenem Glücke. Sobald sich aber «mmka. Pjzarro wieder erholt hatte, besiegte er seinen Gegner (1538), nahm ihn gefangen und ließ ihn hinrichten. Diese That rächte später der junge Almagro und ermordete den Franz Pizarro. Der neu ernannte Statthalter Vaco de Castro nahm aber 1542 den widerstrebenden Almagro gefangen und ließ ihn enthaupten. Jetzt entstanden in Peru, Chile, Quito allmählich Niederlassungen, welche dem spanischen Mutterlande Jahrhunderte lang eine unerschöpfliche Goldgrube waren. Die Entdeckung Amerikas ist für Europa von den wichtigsten Folgen gewesen. Unermeßliche Schätze wanderten aus der neuen Welt nach der allen. Durch die neuen Kolonien wurde der bisherige Landhandel in einen Seehandel verwandelt und dessen Hauptthätigkeit vom Mittelmeer weg nach der europäischen Westküste verlegt. Viele amerikanische Produkte, welche wir jetzt ungern vermissen würden, z B. Kartoffeln, Tabak, Baumwolle, Mais, Chinarinde, Cochenille, Kakao, rc., wurden heimisch in Europa und andere, z. B. Zucker und Kassee, nach Amerika verpflanzt. Spanien, Portugal, England und Holland waren es vorzugsweise, welche in der neuen Welt Kolonien anlegten und dadurch Veranlassung gaben, daß seitdem Millionen in die neue Welt übersiedelten.
§ 81.
Die wichtigsten Erfindungen im Mittelalter.
Unter den Erfindungen, welche während des Mittelalters gemacht wurden, sind folgende hervorzuheben:
Uhren. i) Die Erfindung der Schlag-, Gewicht- und Taschen Uhren. Schon vor Christi Geburt fannten die Babylonier und durch sie die Griechen und Römer die Wasseruhren. Man hatte nämlich Schalen angewandt, ans denen durch eine kleine Oessnung Wasser tropfenweise ablief, und beobachtet, roie viel Wasser vom Ausgange der Sonne bis zu ihrem Untergange oder auch bis zu ihrem höchsten Standpunkt am Mittag in ein darunter stehendes Gefäß tröpfelte, und schied dann das ausgelaufene Wasser in 12 oder 6 Theile (Stunden). Man konnte auch aus dem untern Gefäße angeben, roie hoch jede Stunde das Wasser stieg. Ähnlich war die Wasseruhr, welche Harun al Raschid 807 Karl dem Großen schenkte; sie war aus Metall gearbeitet, mit einem Stundenzeiger versehen und so eingerichtet, daß am Ende jeder Stunde metallene Kügelchen auf 'ein tönendes Becken fielen, Später wählte man statt des Wassers feinen Sand. Um 840 soll Pacisicus, Archidiafonus zu Verona, die Räder-, und 990 der Mönch Gerbert,; nachheri-ger Papst Sylvester Ii. die Schlaguhren erfunden haben. Um 1300 erwähnt der italienische Dichter Dante Alighieri in seinem „Paradies", daß in Italien bereits einige Kirchthürme mit Räberuhren versehen gewesen seien, welche die Stunden schlugen. 1364 erhielten Augsburg und Paris die ersten Thurmuhren durch den deutschen Uhrmacher Heinrich von Wyk. Doch waren diese noch unvollkommen; es fehlte ihnen das Perpendikel, wodurch das Abrollen der Gewichte gleichmäßig gemacht wird. Galileo Galilei (1564—1642) und der Holländer H uygens (1629—1675) haben es erfunden, nachdem vorher Peter Hele in Nürnberg (+ 1540) die Taschenuhren erfunden hatte, welche wegen ihrer
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Extrahierte Personennamen: Pjzarro Franz_Pizarro Franz Vaco_de_Castro Christi Harun Karl_dem_Großen Karl Dante_Alighieri Heinrich_von_Wyk Heinrich Peter_Hele
Extrahierte Ortsnamen: Peru Chile Quito Amerikas Europa Europa Amerika Spanien Portugal England Holland Verona Italien Paris Nürnberg
Concil von Mantua 1536.
Symbolische Bücher der lutherischen Ä.i-dje.
zu Trident 1545—1551.
Wichtige
Beschlüsse
desselben.
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angesehensten Lehrer an Universitäten und Schulen, als die feinsten Hofleute und geschicktesten Staatsmänner und Unterhändler. In allen Welttheilen war der Orden thätig, und im 18. Jahrhundert zählte er 22,600 Mitglieder. Unermeßliche Reichthümer, die der Orden theils freiwilligen Vermächtnissen, theils dem Handel verdankt, stehen ihm noch jetzt zu Gebote, denn obwohl eine Ordensregel verbot, irdische Schätze zu sammeln, so wehten doch die Flaggen seiner Handelsschiffe auf allen Meeren. In den Wildnissen von Paraguay, in Abyssinien und in Japan waren seine Mitglieder zu Macht und Ansehen gelangt. Paraguay war bis 1767 ein dem Orden gehöriger Staat, welcher erst nach der Aufhebung des Ordens in Spanien der Krone zufiel. Manche Lehre der Jesuiten erregte großen Anstoß, insbesondere der Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige. Man beschuldigte sie der Herrschsucht, der Aufwiegelung, der Beförderuug des Meineids und Königsmordes und verjagte sie aus vielen Ländern. Erwähnenswerth bleibt der Ausspruch des 3. Ordensgenerals Franz von Borgia „Wie Lämmer haben wir uns eingeschlichen, wie Wölfe werden mir regieren, wie Hunde wird man uns vertreiben, aber wie Adler werd en w.ir uns verjüngen." 1773 hob Clemens Xiv. den Orden auf; Pius Vii. stellte denselben 1814 wieder her, nnb seitdem ist er unablässig thätig, sein früheres Ansehen wieder zu gewinnen.
Kaiser Karl V. hatte den Papst endlich gewonnen, das längst verheißene Concil nach Mantua (1536) auszuschreiben. Allein da als Zweck desselben die Ausrottung der lutherischen Ketzerei angegeben worden war, so hatten die Protestanten in gerechtem Unwillen über diese Verurtheilung ihres Glaubens ohne richterlichen Entscheid ihre Theilnahme abgelehnt und ihre Anhänger zu einer Versammlung nach Schmalkalden eingeladen, wo die förmliche Lossagung vom Papste erfolgt war (1537). Luther hatte zu diesem Zwecke die S chmalkalder Artikel aufgestellt, und diese bilden mit der Augsburger Confession, dem lutherischen Katechismus und der Concordienformel die symbolischen Bücher der lutherischen Kirche.
Da die Protestanten eine allgemeine Kirchenversammlung zur Beilegung der kirchlichen Streitigkeiten fordern durften, so schrieb Papst Paul Iii. das längst verheißene Concil nach Trident in Tyrol ans. Allein auch dies weigerten sich die Protestanten zu beschicken, weil ein Concil, auf dem der Papst den Vorsitz führe, um als Kläger und Richter in einer Person aufzutreten, ein unfreies, ihnen bagegen ein freies und unparteiisches Concil zugesagt worben sei. Nichts bestowenigcr ward es 1545 eröffnet und dauerte mit mehreren Unterbrechungen 18 Jahre. Es wurden 25 feierliche Sitzungen gehalten und die Lehren der römischen Kirche festgestellt. Wichtig sind folgende Beschlüsse des Tridentiner Concils: 1) die mündlichen Überlieferungen der Kirche (Tradition) sind der heiligen Schrift gleich zu achten; 2) die Lehre der Kirche wird in einem besonderen Katechismus festgestellt; 3) der Papst allein kann die Beschlüsse der Concilien auslegen und Concilien berufen; 4) der Papst ernennt oder bestätigt die Bischöfe; 5) zur Bildung der Priester werden Schulen und Seminarien befohlen; 6) in Glaubenssachen entscheibet der Papst; 7) über alle, welche die Beschlüsse des Tridentiner Concils nicht anerkennen, ist das Anathema verhängt. Die von 255 Prälaten unterzeichneten Beschlüsse dieses Concils sind die symbolischen Bücher der römischen Kirche.
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